Veränderungen wie der Übergang vom Kindergarten in die Schule stellen Kinder vor große Herausforderungen: Sie müssen Vertrautes loslassen und sich auf Neues einlassen. Dieser Übergang gelingt, wenn das Kind Vertrauen in sich und die Welt entwickeln konnte, gute Erfahrungen gemacht hat – und liebevolle Menschen da sind, die es auf diesem neuen Weg begleiten.
Der Soziologe Aaron Antonovsky beschreibt diese innere Stärke als Kohärenzsinn – das Vertrauen darauf, dass das Leben verstehbar, bewältigbar und sinnvoll ist. Damit sich dieser Kohärenzsinn entwickeln kann, brauchen Kinder eine sichere und verlässliche Begleitung – durch Eltern wie auch pädagogische Fachkräfte.
Gerade Übergänge im Bildungssystem sind lernintensive Phasen. Eine frühzeitige Vorbereitung, klare Strukturen und emotionale Sicherheit helfen Ihrem Kind dabei, neue Herausforderungen zu bewältigen – und mutig den nächsten Schritt zu gehen.
Übergänge verstehen – mit den Wirkprinzipien von Elder & Caspi (1991)
Die Soziologen Elder und Caspi beschreiben fünf Prinzipien, die verdeutlichen, was Übergänge für Kinder bedeuten – und wie Erwachsene sie begleiten können:
1. Kontrollzyklen
Kinder brauchen Einflussmöglichkeiten und das Gefühl, gehört zu werden. Sprechen Sie mit Ihrem Kind offen über die bevorstehenden Veränderungen, hören Sie genau hin – und nehmen Sie seine Sichtweise ernst. So schaffen Sie Sicherheit und Orientierung.
2. Situative Gebote
Mit dem Schuleintritt ändern sich die Anforderungen oft plötzlich – Hausaufgaben, Leistungsdruck oder ein anderer Tagesrhythmus. Vermitteln Sie diese Veränderungen frühzeitig und verständlich. Das nimmt die Angst vor dem Unbekannten.
3. Selektive Akzentuierung
Die individuellen Eigenschaften Ihres Kindes – etwa Neugier, Konzentration oder soziale Offenheit – bleiben beim Übergang bedeutsam. Unterstützen Sie diese Stärken gezielt, ohne Druck oder Vergleich. So stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes.
4. Soziale Interdependenz
Nicht nur Kinder müssen sich umstellen – auch Sie als Eltern nehmen eine neue Rolle ein. Sie werden zu „Schul-Eltern“. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus, nutzen Sie Beratungsangebote oder Elternabende, um gut in diese neue Phase hineinzuwachsen.
5. Entwicklungsstufenprinzip
Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Achten Sie gemeinsam mit Erzieher:innen und Lehrer:innen darauf, dass Ihr Kind weder über- noch unterfordert ist. Eine passende pädagogische Begleitung hilft, Freude am Lernen zu erhalten.
Was Sie konkret tun können
🏫 Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Schule – kindgerecht, ehrlich und mit Neugier. Gehen Sie gemeinsam den Schulweg oder lesen Sie Bücher zum Thema Schulanfang.
🏫 Nehmen Sie Sorgen und Gefühle ernst. Hören Sie zu, auch wenn Ihr Kind Ängste äußert. Ihre emotionale Zuwendung gibt Halt.
🏫 Strukturieren Sie den Alltag, z. B. mit festen Schlafenszeiten oder einem Morgenritual. Rituale geben Sicherheit in unsicheren Zeiten.
🏫 Suchen Sie selbst Unterstützung, wenn Sie Fragen oder Unsicherheiten haben – im Gespräch mit pädagogischen Fachkräften, Beratungsstellen oder anderen Eltern.
🏫 Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen. Jedes Kind ist einzigartig und geht seinen eigenen Entwicklungsweg. Vertrauen Sie auf die individuellen Stärken Ihres Kindes.
Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an!

Literaturverzeichnis:
Sturzbecher, D. & Schmidpeter, E. (2020). Bildungsübergänge und Resilienz- Herausforderungen beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule. In Dietmar, S. & Bernd, M. (Hrsg.). Systemvergleich im Bildungsbereich. Kindertagesbetreuung- Schule Fahranfängervorbereitung. Steuerung und Qualitätsentwicklung in Bildungsinstitutionen. 1. Auflage. S. 95- 110.